Neue Wege ging die Rorschacher Carl Stürm Stiftung in diesem Jahr, als sie zum zwölften Mal ihren Preis für besonderes Engagement zugunsten der Region Rorschach verlieh. Erstmals wurden keine Einzelpersonen ausgezeichnet, sondern Vereine aus der Region Rorschach, Rorschacherberg und Goldach, die Mitglieder in allen drei Gemeinden haben. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren entschied das Los.
Als Glücksfee zog Paloma Würth, Sängerin, Moderatorin und Model aus Altenrhein, am Donnerstag, 19. Mai 2016, die glücklichen Gewinner. Die Preisträger erhalten einen finanziellen Zustupf in der Höhe von je 4000 Franken für ihre Vereinskasse. Es sind dies:
- Frauenchor Rorschacherberg
- Kolumbans-Chor, Rorschach
- Damenchor Helvetia, Rorschach
- Chor The Waves, Goldach
- Sport- und Wanderfreunde Goldach,
- Fischerei-Verein Rorschach und Umgebung
- Judoclub Tadashi, Goldach
- My Dance Academy (MDA), Goldach
- SLRG-Sektion Rorschach
- Regionale Jugendmusik Young Winds
Zum Anlass hatte Stiftungsrat-Mitglied Beat Ulrich begrüsst, der auch durchs Programm leitete. Den musikalischen Rahmen im vollbesetzten Stadthofsaal Rorschach bildete ausgerechnet die Regionale Jugendmusik Young Winds, die vom Losglück profitierte.
Die E,T&H Werbeagentur AG, wo auch das Sekretariat der Carl Stürm Stiftung angesiedelt ist, hatte im vergangenen Jahr 176 Vereine in der Region angeschrieben um herauszufinden, welche Vereine nicht nur Mitglieder aus der Heimatgemeinde haben, sondern Mitglieder aus Rorschach, Rorschacherberg und Goldach. Das überraschende Fazit: 80 Vereine haben Mitglieder aus allen drei Gemeinden.
Für engagierte Menschen
In seiner Laudatio betonte Peter Thoma, Präsident der Carl Stürm Stiftung: „Wir ehren heute mehrere Tausend Menschen, die sich aktiv für die Attraktivität unserer Region einsetzen: Menschen, die sich in Vereinen engagieren!“ Und weiter: Sie alle hätten einen Preis verdient, meinte er. Doch dies würde die finanziellen Möglichkeiten der Carl Stürm Stiftung überfordern. Darum habe sich der Stiftungsrat für Einschränkungen entschieden: Geehrt werden nicht einzelne Personen, sondern Vereine als Ganzes, sowie ausschliesslich Vereine mit Mitgliedern aus allen drei Gemeinden unserer Region am See.
Eine faire Selektion
Weil 80 Vereine in Frage kamen, musste der Stiftungsrat eine Auswahl treffen, welche Vereine mit dem Carl-Stürm-Preis ausgezeichnet werden sollen. Denn die Aktivitäten dieser 80 Vereine seien gleichwertig, betonte Thoma, es gebe keine vernünftigen Kriterien für eine faire Selektion. „Darum haben wir uns für eine Lösung entschieden, die vollständig ohne Bewertungskriterien auskommt ‒ und gerade darum umso fairer ist: In diesem Jahr soll das Los entscheiden, welche 10 dieser rund 80 Vereine mit dem Carl-Stürm-Preis ausgezeichnet werden sollen.“
Gemeinsam besser als einsam
Der Entscheid für die diesjährigen Preisträger habe wiederum viel mit aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen zu tun ‒ und mit Menschen, welche mit Herzblut wohltuende Kontrapunkte zur Volkskrankheit «Egotripper» setzen, sagte Peter Thoma. In einem Mainstream von kommunaler und persönlicher Ich-Verliebtheit agierten die Preisträger lustvoll in einer klug austarierten Balance zwischen Eigennutz und Gemeinsinn. „Sie befriedigen sehr wohl ihre persönlichen Bedürfnisse ‒ und beziehen dennoch andere mit ein.“ Manchmal würden sie als etwas altmodisch etikettiert und belächelt ‒ allerdings immer seltener. Und zum Glück werde diese hämische Herablassung mehr und mehr zum Ladenhüter. Denn die jahrzehnte-, ja jahrhundertealte Erkenntnis, dass es gemeinsam besser geht als einsam, scheine ‒ gerade auch dank der Preisträger ‒ langsam im dritten Jahrtausend angekommen zu sein. Gemeinsinn sei heute kein frommer Wunsch mehr, sondern jenseits jeder gutmenschelnder Attitüde eine hochstehende Form von Intelligenz.
Vielseitig in jeder Hinsicht
Auch bei den Preisträgern gehöre das Weitergeben von Wissen und Können zum Programm. Meist im Stillen, oft auch wohlwollend von der Lokalpresse gewürdigt. Und sie seien vielseitig in jeder Hinsicht. Von ihren Begabungen, Fähigkeiten und ihrer Mentalität her. Sie beleben unsere Zivilgesellschaft und tragen massgeblich dazu bei, dass staatliche Eingriffe und Reglementierungen nicht vollends überborden. Denn sie entlasten die öffentliche Hand von wichtigen Aufgaben, oft zum Nulltarif und meistens unterbezahlt. Sie sind aktiv in Sport, Kultur, Gesundheit und Sozialem. Ohne sie würde unser gesellschaftliches Leben veröden ‒ oder es müsste mit Milliarden an Steuergeldern staatlich subventioniert werden.
Dank an Carl Felix Stürm
Stiftungs-Präsident Peter Thoma: „Nicht zum ersten Mal, aber nicht weniger eindringlich, geht mein Dank an Carl Felix Stürm, der als Stiftungsgründer und Donator unsere Aktivitäten zugunsten einer starken Region Rorschach erst möglich gemacht hat.“ Seit ihrer Gründung im Jahre 2004 habe die Carl Stürm Stiftung bis heute 535’000 Franken an Preis- und Fördergeldern vergeben – an Persönlichkeiten und Institutionen, die sich um unsere Region am See verdient gemacht haben ‒ in kultureller, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. 40‘000 Franken kamen an diesem Abend dazu. Dank der grosszügigen Ausstattung des Stiftungskapitals durch die Familie Stürm „war es uns seit 2005 jedes Jahr möglich, fruchtbares Zusammenwirken unserer Gemeinden am See zu fördern“.
Frei und ohne Beeinflussung
Die bisherigen Preisverleihungen zeigen, so Peter Thoma, dass die Carl Stürm Stiftung ‒ getreu ihrem Stiftungszweck ‒ in aller Freiheit und ohne Beeinflussung von aussen Persönlichkeiten und Organisationen auszeichnet, die aus der ganz subjektiven Sicht des Stiftungsrates Überzeugendes für unsere Region geleistet haben. Dass die Zustimmung in der Öffentlichkeit mehrheitlich zwar immer positiv, aber nie «unisono» war, habe verschiedene Gründe. Zum einen habe der Stiftungsrat nie nach Mehrheiten, Geboten der Stunde oder keimfreier Political Correctness geschielt. Und zum andern müssten wir alle anerkennen, dass die Geschmäcker ‒ sprich Lebenswirklichkeiten und Präferenzen ‒ unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine weitere Eigenheit der Stiftung, an der sich manche stossen, sei, dass sie keine Beitragsgesuche berücksichtige. Der Stiftungszweck sehe das nicht vor. Durch ihr aktives «Ins-Rampenlicht-Holen» von Personen und Institutionen habe sich die Carl Stürm Stiftung zu einem nützlichen Katalysator unseres gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenlebens entwickelt.
Die Freude der Preisträger
Dass die Freude der ausgelosten Vereinsvertreter gross war, unverhofft zu einem „Zustupf“ in die meist klammen Vereinskassen zu bekommen, versteht sich von selbst. Dass damit aber gleich Vereine „gerettet“ werden können, ist überraschend. In seinem Dankesschreiben an die Carl Stürm Stiftung schreibt ein Präsident eines Vereins: „Wir freuen uns sehr darüber. Es hat uns dazu bewogen, unsere Aktivitäten wieder aufzunehmen. Wann genau wir starten können wissen wir noch nicht, denn wir wollen das Training dauerhaft gestalten und breiter abstützen. Dazu brauchen wir dann auch Mädchen und Knaben, die zum Training kommen“. Und ein Weiterer: „Wir möchten uns nochmals recht herzlich bedanken für den „Zustupf“ an unseren Verein. Es war eine sehr schöne und rundum gelungene Veranstaltung“.