Der diesjährige Carl Stürm Preis: Studie für ein «machbares Kornhaus»
Schon seit Jahrzehnten werden die Nutzungsmöglichkeiten des Kornhauses Rorschach ungenügend ausgeschöpft. Eine Studie, von der Carl Stürm Stiftung als Preis übergeben, zeigt Wege auf, wie der Bau in neuem Glanz erstrahlen könnte.
«Vielleicht werden wir den Vorwurf hören, unsere Studie sei zahnlos und uninspiriert», sagt Roland Scherer, Vizepräsident des Institutes für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus IDT-HSG, Universität St.Gallen. «Bei genauerer Betrachtung zeigt sich aber, dass unsere Überlegungen wesentlich dazu beitragen können, das Kornhaus endlich aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken.»
Den Spatz in der Hand halten …
In den letzten Jahren gab es immer wieder Versuche, für das Kornhaus ein tragfähiges Nutzungskonzept zu erarbeiten. Geblieben sind Träume und Enttäuschungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Stadt Rorschach als Eigentümerin nicht genug Geld hat, um dem Kornhaus neues Leben einzuhauchen. Aus diesem Grund entschloss sich die Carl Stürm Stiftung, eine fundierte Studie erarbeiten zu lassen und diese dem «Hausherrn» des Kornhauses, dem Stadtpräsidenten Thomas Müller, zu übergeben. Die Preisübergabe fand am 2. Mai im Rahmen einer gediegenen Vorabendveranstaltung mit rund 200 Gästen im Stadthof Rorschach statt. Die Studie empfiehlt, das Dachgeschoss als Museum zu nutzen, die mittleren Geschosse des Kornhauses nach marktüblichen Kriterien zu vermieten und im westlichen Teil des Erdgeschosses einen Gastronomiebetrieb einzurichten. Nur so sei dieses einmalige Bauwerk in Zukunft finanzierbar und gleichzeitig ein attraktiver Begegnungspunkt für die Öffentlichkeit. Ebenso wird darauf hingewiesen, dass das Museum nach neusten Erkenntnissen konzipiert werden muss. Es soll keine belehrende Ausstellug bieten, sondern zum Mitmachen, Staunen und Wiederbesuchen animieren.
… und vorbeifliegende Tauben fangen
Falls sich eine Möglichkeit ergibt, attraktive Exponate eines grösseren Museums oder eine bedeutende Kunstsammlung zu übernehmen, könnte das Kornhaus auch vollumfänglich als Museum oder Ausstellungsort für Kunst genutzt werden. Dies erfordert eine erweiterte Trägerschaft und die Bereitschaft des Kantons und weiterer Partner, sich an einem solchen Projekt zu beteiligen. «Allerdings müsste sich eine solche Möglichkeit bald bieten», ist Roland Scherer überzeugt. «Denn es hat keinen Sinn, von grossen Würfen zu träumen und das Kornhaus weiterhin seinem Dornröschenschlaf zu überlassen.» Die Praxis zeige, dass ambitiöse Projekte oft scheiterten, weil sie dauerhaft mit viel Steuergeldern subventioniert werden müssten.
Die Carl Stürm Stiftung als Impulsgeber
Mit der Übergabe des diesjährigen Preises setzt die Carl Stürm Stiftung einen weiteren Akzent in der von ihr angestrebten Förderung der Region Rorschach. Der Preis – eine Studie im Wert von rund 40’000 Franken – bietet Entscheidungsgrundlagen für eine wirtschaftlich, kulturell und touristisch sinnvolle Nutzung des Kornhauses. Die darin enthaltenen Empfehlungen sind ohne Umwege umsetzbar. «Wir wollen aber mit dieser Studie keinen Druck aufsetzen, sondern einen wertvollen Impuls vermitteln. Das letzte Wort haben die Bürgerinnen und Bürger – und die von ihren gewählten Politiker», erklärt Stiftungsratspräsident Carl Felix Stürm.